Der Igel - wild und nützlich

Der Igel ist seit 25 Jahren das Wappentier der Umweltbewegung „Natur im Garten" und der Inbegriff eines ökologisch gepflegten Gartens.

Der Igel ist ein erklärter Liebling vieler Gärtnerinnen und Gärtner. Er gilt nicht nur als schlau und sieht drollig aus, sondern ist auch noch ein sehr nützlicher und gern gesehener Gast im Garten, denn er verspeist verschiedene Insekten, Käfer und auch Raupen.

Der 2. Februar steht als "Internationaler Tag des Igels" ganz unter dem Zeichen dieses beeindruckenden Säugetiers. „Natur im Garten“ hat die wichtigsten Informationen über das langjährige Maskottchen zusammengefasst.

Ein ausgewachsener Igel hat eine Körperlänge von bis zu 30 Zentimeter und wiegt bis zu eineinhalb Kilogramm. Er gehört zur Tierordnung der Insektenfresser und ist in Nord- und West-Österreich als Braunbrustigel und in Süd-Ost-Österreich als Weißbrustigel zu Hause.

Ein unverkennbares Merkmal des Igels ist sein einzigartiges Stachelkleid. Bei der Geburt noch knapp 100 Stacheln, kann ein ausgewachsener Igel dann schon 6000 bis 8000 Stacheln besitzen. Sie dienen als Schutzschild gegen Feinde und allgemeine Gefahren.

Die wichtigsten Sinne des Igels sind das Riechen und das Hören. Igel besitzen außerdem ein spezielles Sinnesorgan: das Jacobsonsche Organ. Dies ist eine Art Drüse, mit deren Hilfe Igel Gerüche gewissermaßen auch schmecken können. Die Sehleistung eines Igels hingegen ist sehr schlecht ausgeprägt.

Igel ruhen unter Tags, sie sind dämmerungs- und nachtaktiv. Bei Gefahr flüchten sie nicht, sondern rollen sich ein. Dieses Verhalten wird ihnen besonders bei der Begegnung mit Mährobotern, aber auch im Straßenverkehr zum Verhängnis.

Igel bevorzugen kleinräumig reich strukturierte Lebensräume. Ein „wildes Eck“, Ast-, Reisig und Laubhaufen, heimische Wildsträucher und Stauden, ein Komposthaufen, Kleingewässer mit flachem Ufer oder Wildblumenwiesen.

© S. Kropf, „Natur im Garten"

Wer den Igeln in seinem Garten etwas gutes tun möchte, verfolgt am besten eine goldene Regel: Je näher der Garten dem natürlichen Lebensraum des Igels kommt, desto wahrscheinlicher wird auch der Besuch des stacheligen Säugetiers. Der Igel möchte ein reiches Nahrungsangebot vorfinden, wo es an Insekten, Würmern und Spinnen nur so wimmelt. Zusätzlich benötigt er eine Trinkstelle, gute Verstecke und ausreichend Nistmaterial. Der Igel bevorzugt möglichst viele „wilde Ecken“, mit zahlreichen Elementen des Naturgartens.

Befolgen Sie folgende Tipps, um Igel vor Unfällen und weiteren Gefahren zu schützen:

  • Treppen und Gruben: Legen Sie über die Treppe ein schmales Holzbrett, auf das kleine Stufen genagelt sind.
  • Rasenmäher und Laubsauger: Bei Verwendung dieser Geräte seien Sie wachsam, vor allem unter dichten Hecken und Büschen.
  • Schnüre, Netze und Zäune: Räumen Sie diese Gegenstände nach Gebrauch wieder weg, um zu vermeiden, dass der Igel darin hängen bleibt.
  • Gift im Garten: Insektizide, Pestizide und Gifte töten viele Insekten und zerstören damit die Lebensgrundlage von Igeln.
  • Mäuse- und Rattenfallen: Auch der Einsatz dieser Geräte kann für einen Igel schnell tödlich enden.
(c) M. Wenighofer

  • Mähen Sie tagsüber und sparen Sie mögliche Rückzugsbereiche unter Hecken aus: Igel ruhen unter Tags, denn sie sind dämmerungs- und nachtaktiv. Bei Gefahr flüchten sie nicht, sondern rollen sich ein. Dieses Verhalten wird ihnen besonders im Straßenverkehr, zum Verhängnis. Verzichten Sie auf den Einsatz von Laubsaugern oder -bläsern, denn im Laub findet der Igel nahrhafte Insekten.

  • Rasenmähroboter sind leise, arbeiten wetterunabhängig und tun dem Rasen bei richtiger Handhabung gut. Aber leider stellen die beliebten Helfer eine Gefahr für zahlreiche Kleintiere dar – so auch für den Igel. Vor allem Jungtiere werden beim Anfahren oder Überfahren von vielen Modellen verletzt und sterben häufig unbemerkt, nachdem sie sich ins Gebüsch oder hohe Gras zurückgezogen haben. Daher empfehlen wir, manuelle Mäher zu verwenden. Können oder wollen Sie absolut nicht auf Mähroboter verzichten, dann bitte unbedingt auf Tagbetrieb programmieren, um Begegnungen mit dem Igel zu minimieren.
  • Mut zur Wildnis im Garten! Igel bevorzugen kleinräumige, vielfältig strukturierte Lebensräume.  Ein „wildes Eck“, Ast- und Laubhaufen, dichte Hecken aus heimischen Wildsträuchern, insektenfreundliche Stauden, ein Komposthaufen, Kleingewässer mit flachem Ufer, Wildblumenwiesen – mit diesen Strukturen bieten Sie neben dem Igel auch zahlreichen weiteren Tierarten wertvolle Lebensräume.

  • Sorgen Sie durch einen Zaunabstand von zumindest 10 cm zum Boden oder Durchgänge im Zaun dafür, dass der Igel zu Besuch kommen kann. Auf diese Weise miteinander „verbundene“ Nachbar-Naturgärten bieten dem Igel den Lebensraum, den er braucht. Igel streifen nämlich nachts auf Nahrungssuche weit umher (20 Hektar Aktionsradius und mehr).

  • Entschärfen Sie rund um das Haus und im Garten mögliche Fallen wie Lichtschächte oder Kellerabgänge sowie steilwandige Schwimmbecken oder Gartenteiche mittels Absperrung oder Ausstiegshilfen. Schichten Sie für Brauchtumsfeuer gesammeltes Holz vor dem Anzünden um, damit sich dort versteckte Tiere rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Setzen Sie offene Komposthaufen vorsichtig und nicht zur Zeit des Winterschlafs um.

  • Sie können Igel besonders im heißen Sommer mit Wasserschälchen, die regelmäßig gereinigt werden, unterstützen. Füttern Sie Igel keinesfalls mit Milch. Kontaktieren Sie beim Auffinden verletzter Tiere oder verwaister Jungtiere eine Wildtierstation oder den Tierarzt, um fachgerechte Anleitung zu erhalten.

© Erik Karits/Pixabay

Im Siedlungsgebiet sind die meisten Gärten von Zäunen umgeben. Viele Tiere durchstreifen jedoch auf der Suche nach Wasser, Nahrung, Nist- und Schlafplätzen sowie zur Partnersuche oder auf Wanderungen Flächen, die weit größer sind als ein einzelner Garten. Igelmännchen nutzen als Streifgebiet z.B. eine Fläche von bis zu einem Quadratkilometer. Mach Sie Ihren Garten deshalb barrierefrei für Tiere! Mit ausreichend großen, bodennahen Durchlässen bei Zäunen oder Tunneln in Betonsockeln ermöglichen Sie Ihren tierischen Gartenbesuchern Zugang zu wertvollem Lebensraum. Die Zaunöffnung sollte mindestens 10x10 cm sein.

Bitte erzählen Sie es auch Ihren Freunden & Nachbarn.

© Fotolia

Igel gehören zur Ordnung der Insektenfresser und ernähren sich somit fast ausschließlich von tierischer Kost. Dabei stehen Käfer (bis 56%), Raupen (bis 43%), Regenwürmer (bis 33%)  und Schnecken (bis 5,6%) ganz oben auf ihrem Speiseplan.

Das Gebiss des Igels ist speziell auf das Knacken der harten Schale ihrer Nahrung ausgerichtet. Nur gelegentlich knabbert der Igel an Pflanzenteilen und Fallobst, um unter anderem seinen Durst zu stillen.

© M. Wenighofer

Die Paarungszeit der Igel dauert von Anfang April bis etwa Ende August. Nach etwa 35 Tagen kommen im Durchschnitt vier bis sieben Jungigel zur Welt. Diese sind bei der Geburt 12 bis 25 Gramm schwer, rund sechs Zentimeter lang und besitzen noch weiche, weiße „Geburtsstacheln“, welche allerdings nach ein paar Tagen ausfallen und durch dunklere Stacheln ersetzt werden.

Drei Wochen später starten die ersten Streifzüge und es gibt erstmals feste Nahrung. Mit sechs Wochen sind die Jungen dann auf sich alleine gestellt und entdecken die Gartenwelt für sich.

Jährlich verschläft der Igel seinen Ehrentag am 2. Februar, denn von Mitte November bis etwa Anfang April begibt sich der Igel in den Winterschlaf. Im Herbst beginnt der Igel mit der Suche nach einem stabilen, geschütztem Quartier, in dem er seine Ruhephase verbringen kann.

Während des Winterschlafs, befinden sich Igel in einem „Sparmodus“, wobei die Körpertemperatur von 35 auf 5°C, die Atemfrequenz von 20 auf 5 Atemzüge und der Herzschlag von 200 auf 10 pro Minute reduziert wird. Der Igel muss während der Winterschlafenszeit bis zu sechs Monate ohne Nahrung auskommen, weshalb es wichtig ist, seine Fettreserven im Vorhinein anzufüllen und ein Körpergewicht von 500 Gramm oder mehr auf die Waage zu bringen.

Im Frühling, wenn die Temperaturen steigen und in der Natur wieder ausreichend Nahrung vorhanden ist, beginnt für den Igel der Prozess des Aufwachens. Dies kostet den Igel wieder viel Kraft, denn innerhalb weniger Stunden steigt seine Körpertemperatur um etwa 20°C und die Zahl der Atemzüge nimmt deutlich zu.

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Wenn der Winter in die Lande zieht, bereiten sich Igel & Co auf eine lange Ruhephase vor. Der Naturgarten sollte deshalb stets ein gemütliches Plätzchen für unsere tierischen Gäste bereithalten. Für die Anlage des Winterquartiers wird ein ungestörter, geschützter Ort mit geradem oder nur leicht abfallendem Boden im Garten ausgewählt. Dort platzieren Sie im Abstand von einem halben Meter zwei etwa einen Meter lange Spaltholzscheite oder armdicke Äste. Im rechten Winkel werden darauf zwei weitere dicke Scheite oder Äste gelegt. Etwas weiter nach innen versetzt wird der letzte Schritt wiederholt. Die oben verbleibende Lücke wird ebenfalls mit kürzeren Scheiten oder Ästen abgedeckt. Nachdem Sie überprüft haben, ob die Konstruktion stabil ist, häufen Sie auf das Grundgerüst eine dicke Schicht Laub auf. Zuletzt wird das Winterquartier mit Reisigzweigen abgedeckt. Die Nützlings-WG sollte über Jahre am ausgewählten Ort verbleiben können und immer im frühen Herbst gewartet werden. So findet der Igel alljährlich ein verlässliches Plätzchen, um die Winterzeit zu überdauern.  

Expertentipp

„Der Winterschlaf ist eigentlich gar kein Schlaf. Winterschlafende Tiere befinden sich im sogenannten Torpor, einem Zustand, in welchem Stoffwechselaktivität und Körpertemperatur extrem heruntergefahren sind. Tatsächlich wachen Winterschläfer zwischendurch regelmäßig auf, um danach wieder weiter zu schlafen. Diese Aufwachphasen sind sehr kräftezehrend. Damit die Tiere gut über den Winter kommen, sollten sie daher unbedingt ungestört bleiben“, erklärt Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Bewegung „Natur im Garten“.

Der nächste Winter kommt bestimmt …

Zahlreiche weitere Nützlinge wie Frösche, Kröten, Eidechsen, Molche, Marienkäfer, Glühwürmchen, Laufkäfer und viele andere Insektenarten können dieses Quartier zusätzlich als Überwinterungsmöglichkeit nutzen. Selbst wenn Laub im Garten einfach unter die Hecke gerecht und dort belassen wird, profitieren bereits viele Tierarten davon. Stehen gelassene, hohle Pflanzenstängel und trockene Samenstände sind beliebte Rückzugsorte für Käfer, Schwebfliegenlarven oder Spinnen. Auch ein offener Komposthaufen ist ein willkommener Unterschlupf in der kalten Jahreszeit. Die Förderung einer großen Artenvielfalt an Nützlingen kommt uns jedes Jahr im Garten zugute, denn sie halten die Vermehrung von Schadorganismen in Schach.     

Green Fact

Wussten Sie, dass die Körpertemperatur des Braunbrustigels (Erinaceus europaeus) während des Winterschlafs um die 5°C liegt? Auch Atmung und Herzschlag werden im Vergleich zum aktiven Zustand extrem reduziert: etwa 3 statt 50 Atemzüge und 5 statt über 200 Herzschläge pro Minute.

Auch die Igel bleiben von den Folgen des Klimawandels nicht unverschont. Umwelt- und Tierschützer haben in den letzten Jahren festgestellt, dass Igel immer früher aus dem Winterschlaf aufwachen beziehungsweise ihn häufiger unterbrechen. Schuld daran sind die oft sehr milden Winter, in denen die Temperaturen manchmal über 5°C liegen. Dadurch wachen die Igel auf und beenden ihren Winterschlaf vorzeitig, was das Überleben der Igel oft schwierig macht.

„Natur im Garten“ ist eine vom Land Niederösterreich getragene Bewegung, welche die Ökologisierung von Gärten und Grünräumen in Niederösterreich und über die Landesgrenzen hinaus vorantreibt. Die Kernkriterien der Bewegung „Natur im Garten“ legen fest, dass Gärten und Grünräume ohne chemisch-synthetische Pestizide und Dünger und ohne Torf gestaltet und gepflegt werden. „Natur im Garten“ bietet unterschiedliche Angebote für private Hobbygärtnerinnen- und Gärtner genauso wie für Gemeinden, Profigärtnerinnen und -gärtner sowie Pädagoginnen und Pädagogen.

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