Torffrei – sei dabei!

Grafik: Mooratlas 2023, Eimermacher/STOCKMAR+WALTER Kommunikationsdesign, CC BY 4.0
Quelle: boell.de/mooratlas2022

Gärtnern ohne Torf, das ist eines von drei „Natur im Garten“ Kernkriterien.

Warum? Weil es um den Schutz unseres Klimas und den Erhalt der Biologischen Vielfalt geht – beides sind für uns Menschen wesentliche Lebensgrundlagen.

Torf gehört ins Moor

Torf ist ein natürlicher Rohstoff, der sich (speziell in der Pflanzenproduktion) aufgrund seines hohen Wasserspeichervermögens, seiner guten Wasserdurchlässigkeit und der lockeren Struktur gut für Substrate eignet.

  • Der Abbau und Einsatz von Torf geht jedoch mit dramatischen, negativen Auswirkungen auf die Umwelt einher. Bei der Entwässerung von Mooren für den Torfabbau werden klimaschädliche Gase wie CO2, Methan und Lachgas frei. Naturnahe Moore speichern größere Mengen Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem der Erde. Entwässerte Moorböden emittieren weltweit pro Jahr über 1,9 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente pro ha und Jahr.

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    Deshalb soll der Torf bleiben, wo er klimarelevant ist – nämlich als fossiler Kohlenstoffspeicher im Boden! Der Verzicht auf Torf ist gelebter Klimaschutz, denn in Mooren und Feuchtgebieten ist doppelt so viel Kohlenstoff gespeichert wie in allen Wäldern der Erde zusammen!

  • Lebensraum für zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten in Feuchtgebieten geht bei der Entwässerung von Mooren verloren. Viele speziell an den Lebensraum angepassten Tier- und Pflanzenarten wie etwa Birkhuhn, Großer Brachvogel, Hochmoorbläuling, Sonnentau und viele andere Arten sind sehr selten geworden. In Österreich sind bereits 90% aller Moorflächen zerstört. Auch wenn es in Österreich Strategien und Initiativen zum Erhalt von Feuchtgebieten und zur Renaturierung von Mooren gibt, große Mengen an Torf werden aus dem Ausland importiert.

    --> Durch den Kauf torffreier Substrate können wir einen enorm wichtigen und notwendigen Beitrag zum Schutz dieser Lebensräume leisten, denn Umweltschutz hört nicht beim eigenen Gartenzaun auf.

  • Moore und Feuchtgebiete filtern Wasser und speichern es in großen Mengen. Während Hitzeperioden kühlen sie, und bei Starkregenereignissen können sie große Mengen Wasser aufnehmen.

    --> Extremwetterereignisse treten immer häufiger und intensiver auf. Moore und Feuchtgebiete schützen Menschen vor Dürre und Überschwemmungen.

Moorstrategie Österreich 2030+

Moore schützen, erhalten und wiederherstellen – das ist das Ziel der Österreichischen Moorstrategie, die Bund und Bundesländer im Jahr 2022 gemeinsam erstellt und veröffentlicht haben. Neben den fachlichen Grundlagen sowie Zielen und Maßnahmen sollen Aktionspläne der Bundesländer und des Bundes den Fahrplan im Moorschutz für die nächsten Jahre aufzeigen. Die Zusammenarbeit und der Dialog zwischen den verschiedenen Interessensgruppen soll mit der Strategie intensiviert werden. Es soll zudem das Bewusstsein für die Rolle von Mooren und Torfböden im Wasser-, Klima- und Naturschutz verschärft werden.

Die Moorstrategie Österreich 2030+ trägt dazu bei, folgende Ziele bis 2030 und darüber hinaus zu erreichen:

  • Naturnahe Moore und ihre Ökosystemleistungen zu erhalten
  • Geschädigte Moore und ihre Ökosystemleistungen wiederherzustellen
  • Eine nachhaltige Nutzung von Torfböden als ehemalige Moore zu fördern, um die Treibhausgasemissionen zu vermindern und den Wasserrückhalt zu erhöhen
  • Die Bedeutung der Moore und Torfböden in der Öffentlichkeit bekanntzumachen
  • Zu gemeinsamem Handeln zu motivieren, um diese einzigartigen Lebensräume zu schützen

Quellen und weiterführende Informationen:

Wie der Torf im Moor entsteht

Bei allen Moortypen ist der Boden permanent wassergesättigt, wodurch sich Pflanzenreste nur sehr langsam abbauen. Dies begünstigt das Wachstum von Torfmoosen, einer speziellen Pflanzenart die nach oben wächst und deren unteren Pflanzenteile laufend absterben Die abgestorbenen Teile werden dann langsam von lebenden Moospflänzchen überwuchert, durch das Gewicht der aufliegenden Schichten im Untergrund zusammengepresst und verdichtet.

Auf diese Weise wächst der Torfmooskörper im Schnitt nur einen einzigen Millimeter pro Jahr. Ein Meter Torfschicht ist also tausend Jahre alt!

Bei sogenannten Hochmooren ist der Oberflächenbereich durch die dicke Torfschicht komplett vom Untergrund isoliert und extrem nährstoffarm. Die darauf wachsenden Pflanzen müssen ausschließlich mit Niederschlagswasser auskommen. Den Mangel an Nährstoffen gleichen angepasste, fleischfressende Pflanzen wie Sonnentau, Fettkraut und Wasserschlauch aus, indem sie Insekten fangen und verdauen.

Was können wir tun?

Torffreie Erden kaufen
Glücklicherweise stehen seit vielen Jahren torffreie Erden und Pflanzsubstrate zur Verfügung. Bei der großen Auswahl an Blumenerden und Pflanzsubstraten ist es oft schwierig ein ökologisches Produkt zu finden, zumal auch in „Bioerden“ Torf enthalten sein kann. „Bio“ bedeutet im Fall von Erden und Pflanzsubstraten lediglich, dass das Produkt nicht mit chemisch-synthetischen Mineraldüngern aufgedüngt ist.
Für weitere Unsicherheit kann der Aufdruck „torfreduziert“ sorgen. Erden mit diesem Aufdruck am Sackerl enthalten oft bis zu 80% Torf.
100% Torffreie Substrate sind durch das österreichische Umweltzeichen, durch das „Natur im Garten“–Gütesiegel, oder den Aufdruck „torffrei“ auf der Verpackung gekennzeichnet.



  

Info: Was macht der Torf in Blumenerden?

Torf ist von Natur aus sehr nährstoffarm und weist einen geringen pH-Wert auf. Wegen seiner guten Wasserspeicherkapazität, dem hohen Luftvolumen sowie seiner Strukturstabilität wird Torf als Ausgangsstoff für Blumenerden und Kultursubstrate aller Art eingesetzt. Dafür muss er zuerst mit Kalk neutralisiert und mit Nährstoffen aufgedüngt werden. Herkömmliche Blumenerden und Kultursubstrate bestehen meist zu 90 Prozent aus Hochmoortorf. Es lohnt sich also, beim Einkauf das Kleingedruckte auf der Verpackung zu lesen.

Torffreie Substrate

Als Ausgangstoffe für torffreie Erden werden hauptsächlich nachwachsende Rohstoffe verwendet, wie z.B. Holzfasern, Rindenhumus, Grünschnittkompost oder Kokos. Sie sorgen für lockere Struktur und gute Durchlüftung des Substrats. Auch wenn Kokos kritisch zu betrachten ist, ist seine Ökobilanz deutlich besser als die von Torf. Mineralische Bestandteile wie Sand, Ton, Blähton, Perlit oder Ziegelsplitt etc. zeichnen sich durch gute Nährstoffspeicherung, Wasserspeicherkapazität und Strukturstabilität aus. „Den einen“ Torfersatzstoff gibt es nicht. Es ist immer eine Kombination aus verschiedenen Komponenten. Die Torf-Ersatzstoffe lassen sich oft wesentlich besser wiederbenetzen als Torf, der, wenn er einmal ausgetrocknet ist, leicht verhärtet und kaum noch Wasser aufnimmt. Torfersatzprodukte haben in der richtigen Kombination ähnlich positive Eigenschaften wie Torf hinsichtlich Wasserspeichervermögen, Durchlässigkeit und Struktur.

Weiterführende Informationen und Publikationen zu den Eigenschaften von Torf und Torfersatzstoffen:

Tipps zur Verwendung torffreier Substrate:

  • Lagern Sie die Erden kühl und dunkel. Bei Hitze oder Temperaturschwankungen können sich Nährstoffgehalte und der pH-Wert der Substrate verändern.
  • Torffreie Substrate trocknen an der Oberfläche schneller ab, bleiben darunter aber häufig feuchter als gedacht. Heben Sie die Töpfe an (Gewichtsprobe) oder prüfen sie die Feuchte mit dem Finger, um nicht zuviel zu gießen. Kontrollieren Sie regelmäßig.
    - Faserreiche, leichte Substrate sollten öfter mit kleinen Mengen gegossen werden, denn sie neigen zum Austrocknen.
    - Schwere Substrate, die viel Sand, Erde, Kompost und Ziegelsplitt enthalten, halten das Wasser länger und brauchen seltener gegossen werden.
  • Düngung: Durch Holzfasern oder auch Grünkomposte in torffreien Substraten müssen die Mikroorganismen viel organische Masse umwandeln. Dafür benötigen die kleinen Helfer gleichmäßige Stickstoffgaben. Andernfalls bleibt im Substrat zu wenig für die Pflanzen verfügbarer Stickstoff übrig (Stickstofffixierung). Organische Feststoffdünger (z.b. Schafwollpellets, Horngrieß, Phytogrieß) wirken als Depotdünger längere Zeit. Organische Flüssigdünger (aus dem Handel oder selbst hergestellte Jauchen) helfen bei der schnellen Behebung von Mangelsymptomen bzw. einer regelmäßigen, gezielten Nährstoffzufuhr. In jedem Fall sollte beim Düngen auf die passende Dosierung geachtet werden.

 

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  • Torffreie Erden selbst mischen
    Eine gute Alternative zum Kauf fertiger Substrate ist die Selbstherstellung - das ist vor allem dann praktisch, wenn man seine Bio- oder Gartenabfälle selbst kompostiert. Beim Selbstmischen von Erden ist der Verwendungszweck des fertigen Substrates entscheidend. Aussaaterden und Kräutererden mischt man nährstoffarm und feinkrümelig. Balkonblumenerde sollte meist nährstoffreicher sein und darf auch etwas grobkrümeliger sein.
    Rezepturen und Tipps zum Selbstmischen von Erden gibt es im Infoblatt Torffreie Substrate – Kauf – Selbstherstellung – Pflege

Tipps zu Kompostieren und Bodenpflege:

„Natur im Garten“ Telefon: +43 (0) 2742 / 74 333