Gärten & Balkone – Letzter Lebensraum für Insekten?

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Am Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt am 22. Mai richten wir den Fokus auch auf die Folgen des stetig weiter zunehmenden, globalen Artenverlusts. Der Erhalt der Artenvielfalt ist kein Luxus, denn allein das Insektensterben hat einschneidende Konsequenzen für die Zukunft des Menschen. Jüngste Entwicklungen geben Grund zur Sorge, denn die Kulturlandschaft wird in rasantem Tempo strukturärmer. Ausgeräumte Landschaften in Kombination mit den Folgen des Klimawandels sind Faktoren, welche unserer heimischen Insektenwelt empfindlich zusetzen, wie eine aktuelle Studie der Fachzeitschrift nature erneut aufzeigt. Umso wertvoller wird jeder m2 naturnah gestaltete Fläche - im Gemeindegrün ebenso wie im Privatgartenbereich oder auf dem Balkon. Eine intakte Natur ist das Kapital für das Fortbestehen des Menschen. Gärtnern Sie deshalb im Zeichen des Artenschutzes mit „Natur im Garten“ für eine gesunde Zukunft und gestalten Sie Ihr grünes Wohnzimmer bewusst als Lebensraum für unsere Artenvielfalt.    

„Die Gefährdung der Bestäuber hat enorme Konsequenzen für uns Menschen, denn mehr als ein Drittel der globalen Nahrungsmittelproduktion wäre ohne Bestäubung nicht möglich. Zudem bilden Insekten die Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tierarten wie Vögel, Fledermäuse oder auch den Igel. Insektenfreundliches Gärtnern mit ‚Natur im Garten‘ - ohne chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel sowie ohne Torf ist ein wertvoller Beitrag zum Artenschutz“, so Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Bewegung „Natur im Garten“.

Ein reich gedeckter Tisch für Schmetterlinge & Co

Im Pflanzenreich gibt es anspruchslose Schönheiten, die wenig Wasser und keine oder nur geringe Düngung benötigen und ihre ganze Pracht besonders unter sonnigen, heißen Standortbedingungen entfalten. Diese Pflanzen erfreuen uns Naturgärtnerinnen und Naturgärtner aber nicht nur aufgrund ihrer Pflegeleichtigkeit. Einige beschenken uns mit einmaligen Blütenfarben und besonderem Blattschmuck. Viele krautige, mehrjährige Pflanzenarten kommen mit extremeren Bedingungen gut zurecht und bieten gleichzeitig einer großen Vielfalt an Schmetterlingen, Wildbienen & Co wertvolle Nahrung. So kann im Garten wie auch in luftiger Höhe am Balkon oder der Terrasse im Stadtgarten der Tisch für Schmetterlinge und andere heimische Blütenbesucher reich gedeckt werden. Mit den „üblichen“ Blumenkisterlpflanzungen können unsere heimischen Bestäuber oft nichts anfangen. Viele davon sind aus Kreuzungen entstanden, die zugunsten der Schönheit zwar prächtige gefüllte Blüten ausbilden, aber keinen Nektar oder Pollen mehr produzieren. Wer Schmetterlingen und summenden und brummenden Mitgeschöpfen etwas bieten möchte, sei herzlich eingeladen einmal anderes auszuprobieren. Bepflanzen Sie Töpfe und Kisterln einfach mit der großartigen Vielfalt unserer heimischen (Wild-)Pflanzen. Bald wird diese andere Art der Gestaltung zum Geheimtipp, denn nicht nur Ihre Nachbarn, sondern auch die heimische Insektenwelt wird auf Ihr feines Gartenparadies fliegen.

Vielfalt durch mobile Wildparadiese

Wo im großzügig angelegten Garten Wildblumenwiesen, insektenfreundliche Staudenbeete sowie ein ökologisch gepflegter Gemüsegarten gedeihen dürfen, können im Garten im Kleinformat auf Balkon und Terrasse auch einzelne Wildparadies-Töpfe ihren Zweck bestens erfüllen. Diese speziellen Naturgarten-Kübel „sprechen“ sich schnell herum. Die Geflügelten sind immer die Ersten: Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen laben sich mit Vorliebe an Wildblumen. Aber nicht nur Wildformen bieten eine Nahrungsgrundlage für Tiere. Auch einige Kulturpflanzen können für die heimische Tierwelt attraktiv sein. Eine Kombination aus beidem ist nicht nur besonders schön, sondern macht auch das Nahrungsangebot richtig vielfältig.

Drei Wildparadiese im Topf als echte Hingucker und „Tischlein-deck-dich“ für die heimische Artenvielfalt sind zum Beispiel:

  • Heide-Nelke, Niederliegender Ehrenpreis, Silberblatt Ehrenpreis, Sonnenröschen, Silber-Garbe und Ysop
  • Brandkraut, Diptam, Fetthenne, Herbst-Leimkraut, Sommer-Salbei, Teppich-Seifenkraut, Thymian, Heiligenkraut, Echtes und Reiher-Federgras
  • Heide-Nelke, Atlas-Schwingel, Blaustrahlhafer und Zwergmandel

(Gaumen)Vielfalt im Naschkisterl

Mediterrane Kräuter wie Lavendel, Zitronen-, Orangen-, oder Feld-Thymian, Wilder Dost und Echter Salbei kommen mit trockenen, heißen Bedingungen bestens zurecht. Gut gepflegt, sorgen sie auch in den kommenden Jahren für duftende Ernte. Bunt, essbar und vor allem sonnige Standorte bevorzugend sind Ringelblume, Speise-Chrysantheme, Malve, Kornblume, Rote Gartenmelde oder Nachtkerze. Ein duftiges Quartett mit beeriger Naschüberraschung sind Monatserdbeeren, Ysop, Zitronenmelisse und Ringelblumen oder Acker-Ringelblumen als herzig kleinblütige Form. Eine klassische Gemüsekombination gestaltet als dezenter Sichtschutz und Hingucker wäre ein Bohnenzelt mit Stangenbohne, Paprika, Basilikum, Schnittlauch und Bohnenkraut.

Die Insekten-Bar: Miniteich im Kübel

Das Elixier des Lebens sollte auch nirgends fehlen. Bepflanzte Kübelteiche sind gestalterische Kleinode und werden zudem als Insekten-Bar besonders an heißen Sommertagen stets gut besucht sein. Der beste Platz für den Mini-Teich im Kübel ist ein vor Wind und Witterung geschützter, größtenteils sonnig aber um die Mittagszeit schattig gelegener Standort (sonst wird Algenwachstum begünstigt). Wählen Sie ein Gefäß mit einer Mindesttiefe von 40 cm, undichte Behältnisse können mit einer 0,5 mm starken Teichfolie ausgekleidet werden. Wenn Sie den Kübelteich den Winter über im Freien stehen lassen möchten, sollten nur hochwertig verarbeitetet Kunststoffgefäße zum Einsatz kommen, unsere heimischen Wasserpflanzen überstehen den Winter dort problemlos. Befüllen Sie den Gefäßboden mit einer Mischung aus magerer, lehmiger Erde und etwas Sand, decken Sie das Substrat anschließend mit einer Schicht Lehm gut ab. Für kleine Kübel ist auch Teichsubstrat gut geeignet. Dekorative und pflegeleichte Pflanzen sind zum Beispiel Kleiner Rohrkolben, Sibirische Schwertlilie, Schwanenblume, Sumpf-Dotterblume, Zwerg-Seerose oder die Gelbe Gauklerblume. Um das Algenwachstum in Schach zu halten, sollten abgefallene Blätter, abgestorbene Pflanzenteile und Algen regelmäßig herausgefischt werden.

Viel Freude beim Genuss Ihrer Wohlfühloase und der Beobachtung der Mitgeschöpfe in Ihrem Paradies der Artenvielfalt! Vielleicht flattert ja der Kaisermantel, Schmetterling des Jahres 2022 – mit einem Dankeschön für Ihre Bemühung bei Ihnen vorbei…  

Einkaufen im Sinne der Artenvielfalt geht spielend leicht: bei unseren „Natur im Garten“ Partnerbetrieben www.naturimgarten.at/partnerbetriebe

Veranstaltungstipps von „Natur im Garten“ für Privatgärtnerinnen und -gärtner:

Webinar „Gartentipp des Tages“

Mittwoch, 01.06.2022, 18:00 Uhr (online): Nützlingsförderung am Balkon

Lassen Sie sich gemütlich über PC, Laptop, Tablet oder Smartphone mit kurzen und knackigen Tipps rund um den Garten versorgen. Unsere Expertinnen und Experten von „Natur im Garten“ stellen jeden Montag und Mittwoch um 18 Uhr Praxis-Beispiele zu verschiedensten Gartenthemen vor und stehen für Fragen zur Verfügung.

 

Teilnahme kostenlos

 

Vortrag: Blumenwiesen für Privatgärten

Freitag, 03.06.2022 von 17:00 bis 18:00 in 2500 Baden (BN)

Blumenwiesen mit vielen heimischen Pflanzen sind eine wichtige Bereicherung für die Artenvielfalt im Garten und ermöglichen es neben einer Vielzahl an Tieren auch Wildbienenarten, die auf ganz bestimmte Blumenarten angewiesen sind, im Siedlungsraum Fuß zu fassen. Im Vortrag erfahren Sie, wie man eine Naturblumenwiese anlegt und später pflegt.

Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich

 

Seminare: Gärten für Bienen, Schmetterlinge & Co.

Termine:

  • Samstag, 02.07.2022 von 10:00 bis 16:00 in 3573 Rosenburg (HO)
  • Freitag, 26.08.2022 von 10:00 bis 16:00 in 3430 Tulln an der Donau (TU)

Lebensräume und Nahrungsangebot für Bienen, Schmetterlinge und Co werden immer weniger. Insektenfreundliche Gärten können wichtige Ausgleichsflächen schaffen und ganzjährig Nahrung und Lebensräume bieten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit den richtigen Pflanzen, der optimalen Gestaltung und Pflege diese wertvollen Tiere in den Garten locken und ihr Überleben sichern können.

Bitte mitnehmen: Wetterfeste Kleidung und Schuhe, Jause, Schreibutensilien

Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt!

Kosten: € 39,--

Anmeldung erforderlich

Hier finden Sie alle Veranstaltungen

„Natur im Garten“ Telefon: +43 (0) 2742 / 74 333