Der Mondscheingarten – Ein Sommernachtstraum

Warme Sommernächte können im Garten zu einem wahren Fest für die Sinne werden, wenn Mondwinde und Duftnachtkerze wie von Zauberhand ihre Blüten öffnen und die Dunkelheit der Nacht mit ihren berauschenden Düften erfüllen. Das Rascheln eines emsigen Igels auf Nahrungssuche, der lautlose Schatten einer vorbeifliegenden Fledermaus oder das magische Funkeln der Glühwürmchen auf Brautschau - ein Garten bei Nacht schläft nicht – er wird lediglich von einem sanfteren, leiseren Ensemble bespielt.        

Farbtöne wie Hellgelb, Hellblau und natürlich Weiß sind typisch für die Blüten nachtduftender Pflanzen, denn Rot und dunkles Blau werden von der Dunkelheit sozusagen verschluckt. Ihre Blüten erstrahlen mit einer unglaublichen Leuchtkraft und verströmen dabei einen betörenden Duft, um auch bei spärlichstem Licht nachtaktive Bestäuber zuverlässig anzulocken.   

„Eine Vielzahl an nachtaktiven Insekten – wie zum Beispiel Schmetterlingsarten aus der Familie der Schwärmer, Spanner oder Bärenspinner - ist darauf spezialisiert, sich erst zu später Stunde auf Nahrungssuche zu begeben. Sie werden weniger durch optische Reize wie bunte Farben oder besondere Blütenstrukturen angelockt, sondern vielmehr durch einen intensiven Duft. Die Bestäubung mancher Pflanzenarten findet so überwiegend bei Nacht statt. Während die Pflanzen hierbei ihren Fortbestand sichern, dürfen wir das Duftspektakel in vollen Zügen mitgenießen“, erklärt Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Aktion „Natur im Garten“.

Eine klassische, nachtduftende Pflanze ist die Mondwinde (Ipomoea alba). Diese eigentlich mehrjährige, in unseren Breitengraden aber nicht winterharte, schlingende Winde kann eine Höhe von bis zu 5 Metern erreichen, die strahlend weißen, trichterförmigen Blüten verströmen einen intensiven, süßlichen Duft.

Die Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) ist eine der bekanntesten Nachtblüher. Von Anfang Juni bis Ende September öffnen sich die leuchtend gelben Blüten des im zweiten Standjahr gebildeten, bis zu zwei Meter hohen Blütenstands einzeln, um bis zum darauffolgenden Mittag bereits wieder zu verblühen. Weniger bekannt ist die Duftnachtkerze (Oenothera odorata), deren hellgelbe bis rötliche Blüten innerhalb weniger Minuten aufspringen und einen leichten, süßlichen Geruch verströmen. In der folgenden halben Stunde steigert sich die Duftintensität, um vor allem Schwärmer, wie das auch tagsüber anzutreffende Taubenschwänzchen oder den prächtig gefärbten Mittleren Weinschwärmer, anzulocken.

Das zu den Levkojen zählende Gemshorn (Matthiola bicornis) wirkt tagsüber recht unscheinbar. Mit dem schweren, süßen Duft seiner zahlreichen, winzigen, weiß-lila Blüten, welcher ein wenig an Vanille, Nelken und die Weihnachtszeit erinnert, weiß es jedoch nachts seine tierischen Besucher zu betören. Ob Königslilie, Wunderblume, Ziertabak, Gartengeißblatt oder manche Hemerocallis-Art, viele weitere, nachtblühende und -duftende Pflanzenarten eignen sich zur Gestaltung eines zauberhaften Mondscheingartens, in dem wir dann zu später Stunde genussvoll durch einen Sommernachtstraum wandeln können.

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