Hollabrunn
Teilfläche im Siebeckpark
Tattendorf ist eine der drei österreichischen Gemeinden, wo im Rahmen des EU - Projektes „Living Gardens“ Schau-Lebensräume für gefährdete Tierarten errichtet wurden.
Mehr als 1 Million Tierarten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Allein in Österreich stehen an die 100 Tierarten vor dem Aussterben oder sind stark gefährdet.
Die Gemeinde Tattendorf setzt darum bewusst auf den Schutz bedrohter Arten in ihrem Gemeindegebiet. Neben dem bestehenden Gemeinschaftsgarten „Kuchlgartl“ wurde auf einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche ein knapp zwei Hektar großer Schaugarten mit vielen verschiedene Lebensräumen für bedrohte Tierarten errichtet: Als erstes kommen die BesucherInnen zum Krötentümpel. Dieser ist speziell auf die Bedürfnisse der Wechselkröte, eine typische und wichtige Amphibienart im pannonischen Projektgebiet, ausgerichtet. Sie siedelt sich in neu entstandenen Tümpeln ohne Vegetation an und bevorzugt gut besonnte, flache Laichgewässer. Neben der Wechselkröte gibt es auch andere Amphibien wie die Gelbbauchunke oder die Kreuzkröte, die Laichgewässer ohne Pflanzen bevorzugen.
Über natürliche Blumenwiesen mit „wilden Ecken“ geht es weiter zu den eindrucksvollen Totholz-Arrangements: stehende Pfähle, liegende Stämme und der Asthaufen mit einem so genannten Holzkeller. Totholz bedeutet Vielfalt, aber auch das Totholz selbst kann vielfältig sein und in verschiedensten Formen zum Leben erwachen. Je nach Baumart, Besonnung, Zersetzungsgrad des Holzes und vielen weiteren Faktoren können sich darin unterschiedliche Lebensgemeinschaften entwickeln. Über 1.300 Käferarten und 2.500 Pilzarten leben direkt oder indirekt von Totholz. Viele Totholzbewohner sind heute selten geworden oder vom Aussterben bedroht. Auch Vögel, Fledermäuse, Hornissen, Baumhummeln und zahlreiche andere Tiere benötigen Tot- oder Altholz, hohle Baumstämme oder Baumhöhlen, um zu überleben.
Als nächstes kommt man zu großen, freistehenden Trockensteinmauern mit Sitzmöglichkeit, einer Reptilienburg sowie einem Sandarium als Nistplatz für bodenbrütende Wildbienen. Abgemagerte Staudenbeete mit regionaltypischen Wildpflanzen, wie der Österreichische Salbei sorgen für unverzichtbare Nahrungsquellen für vielen Insekten und sind überdies eine echte Augenweide.
Die neu errichteten Lebensräume sind mit Infotafeln beschriftet und sollen der lokalen Bevölkerung aber auch anderen Kommunen Anregungen für naturnahe Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Die Schau-Lebensräume wurden im Projektzeitraum 2021 und 2022 geplant und realisiert.
Die Pflege übernimmt der Bauhof der Gemeinde Tattendorf. Teil des Projekts war ein Praxis-Workshop für die BauhofmitarbeiterInnen, bei dem alle Elemente und ihre weitere Pflege vorgestellt und erklärt wurden.
Das Interreg-Projekt "Living Gardens" zielt darauf ab, das Bewusstsein der lokalen Bevölkerung für die Bedeutung der biologischen Vielfalt zu schärfen. Die Schau-Lebensräume sind für die Öffentlichkeit zugänglich und dienen als Musterhabitate, die die BesucherInnen ermutigen sollen, ähnliche Lebensräume in ihren eigenen Gärten zu schaffen, um bedrohte Arten zu schützen. Workshops für die Bevölkerung sowie Informationskampagnen waren ebenfalls Teil des Projekts. Ein digitaler Leitfaden informiert auch nach Projektende über die Lebensräume und ihre Bedeutung und enthält auch wertvolle Bauanleitungen.
Im Rahmen des Projekts wurden in den Projektgemeinden Pfaffstätten, Tattendorf und Trumau sowie Gyenesdiás und Zalakaros in Ungarn Lösungen für den Schutz von gefährdeten Tier-/Pflanzenarten entwickelt und realisiert. Der länderübergreifende Ansatz ist notwendig, um die Leitbiotope so zu wählen, dass sie im gesamten pannonischen Raum (und darüber hinaus), sinnvoll für den Artenschutz eingesetzt werden können, unabhängig davon in welchem Land oder welcher Gemeinde sie errichtet werden. Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie die biologische Vielfalt eines Gebiets durch einfache Maßnahmen im eigenen Garten und auf öffentlichen Flächen gesteigert werden kann.
Die österreichischen Umweltschutzorganisationen GLOBAL 2000 und „Natur im Garten“ sowie die Agentur für Integration und Entwicklung am Balaton haben das Projekt „Living Gardens“ sowie die Schau-Lebensräume gemeinsam entwickelt und geplant. Wichtige strategische Partner dabei waren: Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken sowie die Nationalparkdirektion Balaton-felvidéki sowie in Tattendorf Dr. Otto Moog (Aquatischer Ökologe, Bürger und biologisch-ökologischer Berater der Gemeinde Tattendorf)
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„Natur im Garten“ Telefon: +43 (0) 2742 / 74 333