Nachtfalter in „Heller Not“
Straßenlaternen, Licht von Schaufenstern und Reklame, die Gebäudebeleuchtung und Lichtquellen in Parks und Gärten, machen die Nacht im Siedlungsraum zum Tag. Diese „Lichtverschmutzung“ wirkt sich nicht nur ungünstig auf den Tag-Nacht-Rhythmus von uns Menschen aus, sie kostet auch unzähligen nachtaktiven Insekten wie Nachtfaltern das Leben. In Studien wurden an beleuchteten Standorten im Vergleich zu unbeleuchteten Flächen eine etwa um 25 % geringere Artenvielfalt und eine Reduktion der Bestäubungsleistung von über 60 % mit folglich 13 % weniger Früchten/Jahr festgestellt. Diese Zahlen zeigen deutlich, welchen großen und weitreichenden Einfluss Lichtverschmutzung auf die betroffene Umgebung hat.
Wie der Name Nachtfalter schon sagt, ist diese große Gruppe der Schmetterlinge hauptsächlich ab der Dämmerung aktiv, um Nahrung an Pflanzen wie z.B. der Nachtkerze zu sammeln. Nachtfalter spielen also eine wichtige Rolle als Bestäuber für nachtblühende Pflanzenarten. Als Nahrungsquelle für andere, stark gefährdete Tierarten wie Fledermäuse spielen sie zudem eine wesentliche Rolle im heimischen Ökosystem. Mit etwa 3.800 Arten machen die für uns weniger auffälligen Nachtfalter im Vergleich zu den etwa 200 Tagfalterarten den deutlich größeren Anteil der Schmetterlingsvielfalt Österreichs aus. Über 40 % der Nachtfalter gelten jedoch bereits als gefährdet. Ähnlich einem Dominoeffekt hat ihr Verschwinden empfindliche Auswirkungen auf viele weitere Pflanzen- und Tierarten. Einzelne Lichtquellen wirken in dunklen Bereichen aufgrund des stärkeren Kontrasts, wie z.B. Beleuchtung in unseren Gärten, besonders anziehend auf Insekten. Nachtfalter werden von solchen Leuchtelementen regelrecht in einen Bann gezogen, wo sie zu leichter Beute werden oder die Leuchtkörper die ganze Nacht bis zur Erschöpfung umschwirren. Durch den bedachten und klugen Einsatz von Leuchtmitteln im Garten und Grünraum können wir den Nachtfaltern aber sehr leicht schenken, was sie so dringend brauchen – Dunkelheit!
Smarter Umgang mit Licht im Garten
- Wo immer es möglich ist, gilt: Licht aus - das spart Energie wie Geld und außerdem lassen sich so auch Mond und Sterne viel besser genießen!
- Selbst kleine Solarlämpchen sind für nachtaktive Tiere aufgrund der Kontrastwirkung problematisch. Häufig werden Solarlampen unbedacht aufgestellt und leuchten die ganze Nacht als Dekorationsobjekt, wobei sie ungewollt Schaden verursachen ohne Nutzen zu bringen.
- Wer sich von liebgewonnenen Leuchtelementen nicht gänzlich trennen möchte, sollte sie im Bewusstsein der verursachenden Lichtverschmutzung möglichst wenig und nur bei tatsächlichem Aufenthalt nutzen.
- Bewegungssensoren und Zeitschaltuhren sorgen für ausreichend Licht, wenn es tatsächlich benötigt wird. Zum Beispiel mit bewegungsabhängiger Beleuchtung, die ohne Bewegung auf etwa 20% zurückgeht und zu später Stunde nochmals abgesenkt wird.
- Lichtquelle für Wegbeleuchtung niedrig installieren und gezielt auf den Boden richten, seitliche Abstrahlung möglichst geringhalten. Ein gutes Maß hierbei ist, wenn außer der beleuchteten Fläche kaum Lichtabstrahlung wahrgenommen werden kann.
- Fassaden nicht flächig beleuchten, da helle Flächen das Licht stark reflektieren und so großräumige Lichtverschmutzung verursachen und stark anziehend auf Insekten wirken.
- Lampen mit geschlossenem Gehäuse verwenden, damit sie nicht zur Insektenfalle werden.
- Bäume, Wasserflächen und andere Naturelemente sollten keinesfalls angestrahlt werden, denn sie sind das zu Hause von nacht- und tagaktiven Tieren.
- Besonders negativ wirken sich Leuchtmittel mit UV- und hohem Blauanteil im Emissionsspektrum sowohl auf uns Menschen als auch auf Nachtfalter aus.
- Aus Sicht von Medizin, Natur- und Umweltschutz wird deshalb empfohlen, warmweiße Leuchtmittel bis maximal 3.000 Kelvin Farbtemperatur mit möglichst geringem Blauanteil im Spektrum zu verwenden. Warmweißes bis gelbes Licht in einem Wellenlängenbereich zwischen 500 nm und 680 nm ist zu bevorzugen, doch Leuchtmittel die alle Bedingungen vollständig erfüllen, liegen derzeit nicht vor. Warmweiße LEDs mit einer Farbtemperatur bis 3.000 Kelvin (im Optimalfall mit Blaufilter) werden aufgrund ihrer hohen Effizienz und ihres Spektrums sowie der geringen Beeinträchtigung für Insekten als guter Kompromiss entsprechend des „Österreichischen Leitfadens Aussenbeleuchtung“ empfohlen. (Expertengruppe im Auftrag der Landesumweltreferenten Österreich, Österreichischer Leitfaden Aussenbeleuchtung 2018)
Wer sich selbst also etwas Gutes tun will und zugleich unsere nachtaktive Tierwelt schützen möchte, der sollte Licht im Garten äußerst sparsam und bedacht nutzen und den Mondscheingarten inklusiver Nachtmusik genießen, denn beides kann in unseren Zeiten mittlerweile als wahrer Luxus angesehen werden.