Was gibt`s im Muster-Schulgarten?

Lernen im Freien

Eine naturnahe Umgebung wirkt anregend und motivierend. Statt still sitzend in geschlossenen Räumen können Schülerinnen und Schüler draußen im Garten ganzheitlich und handlungsorientiert lernen, ihr Wissen mit Erfahrungen und Emotionen verknüpfen und nachhaltig festigen.

(c) S. Kropf

Eine Freiluftklasse oder Grünes Klassenzimmer mit Outdoor-Tafel bietet einen optimalen Ort für den Unterricht im Freien. Als Natursteinmauer errichtet bietet sie bei uns Platz für etwa 30 Kinder. Bei Gartenfesten kann sie etwa auch als Publikumstribüne genutzt werden.

Für die Freiluftklasse ist ein ruhiger, geschützter Platz im Garten empfehlenswert sowie ein Sonnenschutz, weshalb wir das Gelände um die Klasse modelliert und mit rasch wachsenden Sträuchern und Stauden umpflanzt haben.

Der Schulgarten bietet sich besonders für offene Lernformen an. Für selbständiges Arbeiten alleine oder in Kleingruppen sind daher mobile Sitzmöglichkeiten erforderlich. In den Pausen können sie auch zum Verweilen und gemeinsamen Jausnen genutzt werden.

Gestalten Sie individuelle Sitzplätze mit Naturmaterialien wie Holz-Rundlinge, Baumstämme, Findlinge oder Steinmauern. Mobile Sitzmöbel oder Heurigen-Garnituren können je nach Bedarf in Sonne oder Schatten und in unterschiedlicher Gruppengröße aufgestellt werden.

Im Fach Mathematik gibt es im Schulgarten zahlreiche Möglichkeiten für handlungsorientiertes Lernen. Steine, Blätter, Äste – überall finden wir Gegenstände, die zum Zählen und Rechnen animieren. Geometrische Formen wie Pflasterflächen und Beete laden dazu ein, Streckenmaße oder Flächengrößen zu erfassen. Bewegung und Sinne spielen hier eine große Rolle, weshalb gerade kinästhetische Lerntypen und Kinder mit Problemen beim Stillsitzen oder gar Aufmerksamkeitsdefiziten sehr stark profitieren. Wer sich im Raum orientieren kann, kann sich auch im Zahlenraum orientieren.

Methode: Entdecke die Kreiszahl Pi

Wer im Garten arbeitet tut gut daran einen wetterfesten Platz für Werkzeuge, Substrate, Arbeitskleidung und Materialien für den Unterricht im Freien (Lupen, Kescher, Magnettafeln ect.) zu schaffen. Je näher und gut sortierter dieser Ort ist, desto besser gelingt der Unterricht im Schulgarten und wertet den Garten als lebendigen Lernort auf.

In einem Folientunnel kann schon im Frühjahr mit der Aussaat und Vorkultur von Gemüse begonnen werden, um zur Pflanzzeit starke Jungpflanzen zu haben. Eine zweite Ernte im Herbst ist aufgrund des wachstumsfreundlichen Klimas im Folientunnel möglich.

Bei ungünstigen Wetterbedingungen und ausreichend Platz kann der Unterricht auch im Folientunnel stattfinden. Gemeinsam einsäen, Referate halten oder einfach nur dem Regenprasseln zuhören.

Wer im Schulgarten arbeitet, benötigt Wasser für diverse Tätigkeiten und macht sich auch mal die Hände schmutzig! Dieser praktische Waschplatz sorgt dafür, dass in Unterricht und Pausen die Hände, das Werkzeug oder anderes Material direkt vor Ort gereinigt werden können. Diese Eigenkonstruktion war kostengünstig und ist aufgrund der Verwendung von Lärchenholz, einem beständigen heimischen Baumaterial, besonders langlebig.

Bewegung & Spiel

Rennen, Toben, Laufen und Raufen an der frischen Luft sind wesentliche Voraussetzungen für die gesunde psychische und physische Entwicklung. Spielen in der Natur ist erlebnisreich und wird nicht als mühevoller Sport empfunden. Am besten werden Spielgeräte mit modelliertem Gelände kombiniert.

Durch eine Geländemodellierung mit Wällen und Mulden kann der Schulgarten gegliedert werden. Es entstehen Zonen für konzentriertes, ruhiges Lernen einerseits und ausgelassenes Spiel andererseits. Bepflanzt man die Wälle mit Sträuchern entstehen zusätzliche Rückzugsräume für die Schülerinnen und Schüler.

Wege durch die ansonsten wild wachsende Vegetation regen zum Rauf- und Runterlaufen an. In versteckten Nischen kann abgeschirmt vom Trubel mit Freunden geplaudert werden.

Methode: Marienkäfer und Blattlaus (Bewegungsspiel)

Als Balancierstamm wird gefällten Bäumen ein zweites Leben eingehaucht. Durch seine unebene Struktur werden beim Überqueren mehr unterschiedliche Muskelgruppen aktiviert, als am begradigten Schwebebalken im Turnsaal. Die Rinde gibt Halt, kann sich aber mit der Zeit lösen. Wo nötig, kann er zur Sicherheit gehobelt und geschliffen werden. Seitlich wird er jedenfalls mit Kanthölzern fixiert.

Oder wie wäre es mit einem Wippbrett auf einem Rundholz/Scheitholz? Auch das ist eine tolle Gleichgewichtsübung.

Erholung & Kommunikation

Der Aufenthalt in der Natur fördert die Erholung und Entspannung, Kinder sind ausgeglichener und die Konzentrationsfähigkeit steigt. Deswegen sollen im Schulgarten Zonen zum Verweilen, Plaudern und Rückzug geschaffen werden, um dann wieder voll aufgetankt in den Unterricht zurückzukehren.

Viele Dinge, die in ihrer ursprünglichen Verwendungsweise nicht mehr genutzt werden, kann man noch wiederverwenden. Aus einem nicht mehr genutzten Spielgerüst wurde hier zum Beispiel ein Gerüst für die Hängematten.

Haseln, Hartriegel, Hängebuche und andere dornenlose Wildsträucher sind pflegeleicht, schnittverträglich und eignen sich für die Gestaltung einer Plaudernische besonders gut.

Ein Weidentipi erfüllt die gleiche Funktion, braucht allerdings mehr Pflegemaßnahmen zur Erhaltung.

Methode: Geräuschlandkarte

Naturgartenelemente & naturnahe Bepflanzung

Naturnahe Gärten zeichnen sich durch Vielgestaltigkeit, eine Bepflanzung mit standortangepassten, heimischen und ökologisch wertvollen Pflanzen und sanfte, biologische Bewirtschaftung aus. Einige Elemente sind für Naturgärten charakteristisch.

Eine gemischte Hecke aus heimischen Wildsträuchern ist robust, pflegeleicht und ökologisch wertvoll, denn sie bietet zahlreichen Tieren Unterschlupf und Nahrung. Für Kinder ist das dichte Dickicht Abenteuerspielplatz und Rückzugsmöglichkeit zugleich. Eine Hecke kann auch leckere Wildobststräucher wie Felsenbirne und Dirndl enthalten.

Methode: Hecke ausklopfen

Infoblatt: Hitparade der Wildsträucher

Im Muster-Schulgarten entsteht eine Natur-Blumenwiesen aus ein- und mehrjährigen, einheimischen Pflanzen, wie Margerite oder Wiesensalbei. Diese sind pflegeleicht, denn sie brauchen nur zwei Mal pro Jahr gemäht und nicht gedüngt zu werden. Allerdings benötigen sie einige Jahre, bis sich die für den Standort passenden Arten durchsetzen und die Blumenwiese voll entwickelt ist. Je nährstoffärmer der Boden ist, desto mehr Blumenarten finden sich ein.

Tipp!  Durch unsere Blumenwiese wird ein begehbarer Weg gemäht, der zur Beobachtung von Schmetterlingen, Käfern, Heuschrecken, Bienen, Glühwürmchen und anderen Besuchern einlädt.

Methode: Blüten Tattoo

Infoblatt: Blumenwiesen

Ein wildes Eck ist ein unberührter Lebensraum in einer abgelegenen Ecke des Gartens. Hier dürfen Gräser und Brennnesseln wild wachsen und es kann mit Ästen, Steinen und morschen Baumstämmen durchaus dekorativ gestaltet sein. Diese ruhigen Oasen werden gerne von Nützlingen angenommen und können hier gut beobachtet werden.

Tipp! Am besten schildert man den Bereich als „Mini- Nationalpark“ aus. Hier können Schülerinnen und Schüler mit Becherlupen ausgestattet auf Entdeckungsreise gehen. Achtung: Die gefangenen Tiere werden nach der Beobachtung wieder unbeschadet an den Fundort zurückgebracht.

Methode: Blattlaus Kolonie erforschen

Infoblatt: Das wilde Eck für Schneckenjäger

Im Totholzhaufen dürfen dickere Äste und Baumreste in Ruhe vermodern, es entsteht ein der Natur nachempfundener Lebensraum für viele Käfer, Asseln und andere Kleintiere. Auch Erdkröten und Wildbienen sind hier anzutreffen. Wird der Haufen so aufgebaut, dass einzelne Holzstücke leicht angehoben werden können, ist eine Beobachtung der Tiere vor Ort möglich.

Spannend! Manche Wildbienen wie die Blauschwarze Holzbiene nagen sich ihre Niströhren selbst. Diese Spezialisten benötigen morsche Holzblöcke oder dicke Äste, die an einem nicht zu schattigen Ort einzeln aufgestellt oder zu einem lockeren Haufen aufgeschichtet werden.

Infoblatt: Das wilde Eck für Schneckenjäger

Ein sonnenexponierter Platz im Garten eignet sich bestens für einen Steinhaufen. Die großzügigen Hohlräume und Nischen bieten Platz für Wärme liebende Tierarten wie Eidechsen, Blindschleichen, Hummeln oder Käfer. Schattige und feuchte Schlupfwinkel bieten Platz für Tigerschnegel, Erdkröte, Glühwürmchen und Co.

In einem Sandbeet finden spezielle Tiere und Pflanzen einen Lebensraum. Verschiedene Wildbienen und Grabwespen brauchen sandige Brachflächen wo sie in selbst gegrabenen Gängen ihre Eier ablegen. Häufige Bewohner sind Sandbienen, die schon im zeitigen Frühjahr auf Nektarsuche gehen. Aber auch einige Käfer und andere wärmeliebende Kleintiere können hier beobachtet werden.

So wird ́s gemacht: An einem sonnigen Platz humosen Oberboden abtragen und kompostieren. Sand mit wenig Gartenerde vermischen und als Hügel aufbringen. Totholz und Steine erhöhen die Strukturvielfalt. Sehr locker mit trockenheitsverträglichen Stauden bepflanzen.

Trocken- oder Natursteinmauern werden ohne Mörtel verlegt, halten also allein durch das Aufeinanderschlichten der Steine. In den dadurch entstehenden Ritzen und Fugen und deren Bepflanzung finden viele Tiere wie Insekten und Reptilien einen wertvollen Lebensraum. Im Schulgarten überlässt man den Bau am besten Fachkräften, damit sie sicher und lange steht. Regional verfügbare Steine sind kostengünstig und wirken natürlich.

Methode: Dem Klimawandel im Schulgarten begegnen

Infoblatt: Das wilde Eck für Schneckenjäger

Pflege und Bewirtschaftung

Selbst angebautes Obst & Gemüse schmeckt gleich doppelt so gut, denn die Mühe des eigenen Anbaues steigert den Wert. Eine durchdachte Planung lohnt sich - je geringer der Aufwand, desto größer wird die Freude am gemeinsamen Garteln und am Ernteerfolg sein!

Der Komposthaufen ist Herz und Magen eines naturnahen Gartens. Der schattige Bereich des wilden Ecks ist ein guter Standort für ihn. Aus biologischen Abfällen entsteht hier neue Erde. Aktive Kleintiere, wie Kompostwürmer, Asseln und Tausendfüßler sind dafür wichtige Nützlinge. Für Kinder ist die Erforschung der Komposttiere besonders spannend.

Methode: Naturkreislauf im Kompost erforschen

Infoblatt Kompostieren

Obstbäume wie Apfel, Birne oder Kirsche sind in unterschiedlichen Größen erhältlich. Vor allem Hochstamm-Obstbäume werten den Garten ökologisch enorm auf und spenden Schatten an sonnigen Tagen. Obstbäume und manche Beerensträucher benötigen aber einen fachgerechten Schnitt, um durchgehend gute Früchte zu liefern.

Der Obstbaum als Jahresprojekt: Gehen Sie mit den Schüler*innen nach draußen und besuchen Sie einen Obstbaum über das Jahr hinweg: Beobachten von Bestäubern, Phänologie, Messen von Umfang, Durchmesser und Höhe des Stamms, Zeichnen der Entwicklung von der Blüte zur Frucht und natürlich die gemeinsame Ernte.

Methode: Baumgesichter

Für leichte Ernte auf kleinen Flächen sind niedrig wachsende Baumformen oder schlanke Säulenbäume zu empfehlen. Sie wachsen schwach und schlank und können mit Abständen von 1 m ausgepflanzt oder im Topf kultiviert werden. Im Freiland können sie durchaus einige Meter hoch werden.  Sie benötigen einen fachgerechten Schnitt, um durchgehend gute Früchte zu liefern.

Beerenobst ist bei Kindern sehr beliebt und macht einen Garten zum essbaren Paradies, kann es doch oft wochenlang genascht werden, um gute Früchte zu liefern.

Ribiseln, Stachelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren und Brombeeren sind sehr pflegeleicht und jahrelang nutzbar. Wir empfehlen außerdem Wildobststräucher wie Felsenbirne oder Dirndl, die wenig bis keine Pflege benötigen, den Garten optisch und ökologisch aufwerten und als Naschobst nutzbar sind.

Methode: Erdbeermeditation

Durch das Gärtnern kann der Konsum von Gemüse bei Kindern nachweislich gesteigert werden. Verschiedene Beetformen sind besonders attraktiv: Gemüsebeete, Hochbeete, Erdäpfelpyramide und mobiles Grün. Die Anlage von Klassenbeeten ist möglich.

Methode: Ein Gemüsebeet planen

Wer eine Vielfalt an Insekten in den Garten locken will, braucht bunte Blumenbeete. Vor allem ungefüllte, naturnahe und robuste Stauden bieten reichlich Nektar und Pollen für hungrige Insekten.

So geht`s: Boden lockern und Sand/Kompostgemisch einarbeiten. Den Boden mit 10cm Kies bedecken, um sich viel Arbeit mit Gießen und Unkraut jäten zu sparen. Die Pflanzen direkt in die Kiesschicht setzen.

Methode: Essbare Blüten

Was wäre ein Garten ohne Nützlinge wie Schlupfwespen, Igel, Vögel oder Laufkäfer? Zum Glück arbeiten diese freiwilligen und fleißigen Helfer aus dem Tierreich unermüdlich im Hintergrund. Neben naturnaher Pflege, Naturgartenelementen und ganzjähriger Blütenvielfalt, können wir sie mit Nützlingsunterkünften wie Vogelnistkästen oder Wildbienenhotels fördern und sie dort auch gut beobachten.

Methode: Als Biene unterwegs

Infoblatt: Wildbienenhotels selber bauen

Maßnahmen zur Klimawandelanpassung

Wie etablieren wir im Schulfreiraum pflegeleichte Naturoasen, die spannende Lernanregungen liefern und zugleich klimatischen Veränderungen standhalten? Überlegungen zum Schutz der Böden, Wasserrückhalt oder Materialwahl sind nicht nur notwendig, sondern leben Schüler*innen aktiven Klimaschutz vor.

Wasser wird knapper - auch in Mitteleuropa. Immer häufiger werden wir im Sommer lange trockenheiße Phasen erleben. Da stellt sich die Frage: Wie können wir den Schulgarten über die Sommerferien bringen? Die sommerliche Bewässerung ist dabei nur ein Teil eines weitsichtigen Wassermanagements. So lieben viele Pflanzen zwar das kalkfreie Wasser aus der Regentonne, wir sprechen aber beim Thema Bewässerung neben Bewässerungssystemen auch über Pflanzenauswahl, - standort, Pflege (Mulchen), Gießzeitpunkt und einiges mehr.

Im Unterricht können wir den Wasserkreislauf besprechen und überlegen wie wir den Wasserhaushalt des Schulgartens beeinflussen können. Welche Maßnahmen helfen, Wasser zu speichern und zu sparen?

Große Wege im Muster-Schulgarten sind als Wassergebundene Decke gestaltet. Sie besteht aus einem Splitt Sand-Gemisch. Zu ihren Vorteilen zählen die geringen Herstellungskosten, gute Begehbarkeit und natürliches Aussehen. Wassergebundene Decken sind bedingt wasserdurchlässig und müssen ab und zu von Beikräutern befreit und nachgesandet werden.

Die Wege- und Platzbeläge müssen an deren Nutzung und Belastung angepasst werden. Gute Wasserdurchlässigkeit eines Belags wirkt sich positiv auf das Wachstum umliegender Bäume und Pflanzen sowie förderlich auf das Bodenleben aus.

 

In Gärten und auch im öffentlichen Raum sind Baumgröße, Kronenform und besonderer Blatt- oder Blütenschmuck meist die vorrangigen Kriterien bei der Baumauswahl. Um jedoch geeignete Baumarten auszuwählen, ist es von besonderer Bedeutung die Standortbedingungen wie Licht/Schatten, Bodenbeschaffenheit und die klimatischen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Nur dann werden Bäume über Jahrzehnte hinweg gesund und prächtig gedeihen. Bäume spielen für Klimawandelanpassung und Biodiversität eine besonders wichtige Rolle.

www.willbaumhaben.at

Methode: Chinesisches Multiplizieren mit Ästen

Viele Dinge, die in ihrer ursprünglichen Verwendungsweise nicht mehr genutzt werden, kann man noch wiederverwenden. Dies spart Zeit und Geld für neue Materialanschaffungen und schont die Umwelt. Mit ein bisschen Kreativität und Fantasie ist vieles möglich.

Aus einem nicht mehr genutzten Spielgerüst wurde zum Beispiel auch ein Wegweiser. Der Miniteich war mal ein Fass und die Sitzhocker ein gefällter Baum.

„Natur im Garten“ Telefon: +43 (0) 2742 / 74 333